„Über Belebtschlamm zur Pflanzenkläranlage“ Sichtbar gemachte unsichtbare Klärwerker (Mikroben) in Asphalt gegossen, über das Museum als Zwischenstation („Belebtschlamm“ – Ausstellung Treibhaus 5 im Kunstmuseum Düsseldorf) an den eigentlichen Wirkungsort gebracht und vor Ort weiterentwickelt zu einer funktionalen Pflanzenkläranlage, einem Versuchsmodell mit drei Reinigungsstufen auf der technischen Kläranlage Düsseldorf Nord. Durch die RWTH Aachen wurde 6 Jahre erfolgreich an diesem Reinigungssystem geforscht.
Ein Klärwerk auf dem Klärwerk, um die sonst voneinander getrennten Spezialbereiche Kunst, Forschung, Technik und Natur über die gemeinsame, gleichwertige Nutzung zu verbinden.
(Kunstpreis Ökologie, BRD Sonderpreis)
![]() ![]() Stark vergrößerte Mikroorganismen aus Gussasphalt im Kunstmuseum Düsseldorf.
![]() ![]() © Foto, Idee und Text, alle Rechte Ulrike Holthöfer VG Bild-Kunst
Die Idee
Dieses über fast drei Jahre recherchierte und realisierte Projekt und Kunstwerk ist ein disziplinübergreifendes Werk (und Projek) von mir, „eine funktionale Skulptur" in Form einer Pflanzenkläranlage, die wie ein sehr stark vergrößertes Mikroskopierplättchen geformt und über in Gußasphalt gegossene ca. je 2m große Mi-/Makroben begehbar ist.
Das Museum
Diese vergrößerten sonst unsichtbaren, hier aber sichtbar gemachten Abwasserreiniger, in Klärwerken optimiert als sogenannter „Belebtschlamm" eingesetzt, wurden im Kontext der Ausstellung „Treibhaus" im Museum Kunstpalast Ehrenhof Düsseldorf von mir gegossen, dort ausgestellt und über diese Zwischenstation zu ihrem eigentlichen Wirkungsort gebracht.
Die Pflanzenkläranlage
Parallel entwickelte ich eine Pflanzenkläranlage mit 3 Reinigungsstufen und einer besonderen Abwasserintervallbeschickung, die als flexibles, vertikal und horizontal zu nutzenden Versuchsmodell über die asphaltenen Mikroben begehbar ist.
Realisiert wurde dieses Projekt auf der hochtechnischen Kläranlage Düsseldorf Ilverich, als ein (natürliches) Klärwerk auf einem (technischem) Klärwerk, um die sonst voneinander getrennten Spezialbereiche von Kunst, Technik, Natur und Forschung über eine gleichwertig sich ergänzende Nutzung zu verbinden und Untersuchungen im vor Ort vorhandenen Werkslabor voranzubringen. Auf diese Weise setzen sich technische Klärwerker mit einer natürlichen Reinigungsmethode auseinander. Die untere Wasserbehörde veränderte durch dieses Werk ihre verneinende Haltung zur natürlichen Abwasserreinigung. Der Bau solcher Kleinkläranlagen ist hier nun erlaubt. Gleichzeug ist diese „funktionale Skulptur" visuell und ästhetisch wie eine vergrößerte Abbildung eines in technischen Klärwerken täglich, üblichen Mikroskopiervorganges.
Die Forschung
6 Jahre wurde die Arbeit von der UNI Aachen erforscht, es entstand ein 100-seitiger Bericht mit erfolgreichen Ergebnissen. Die Intervallbeschickung ermöglicht eine weitaus bessere Verteilung des Abwassers auf dem mit Abwasserreinigungspflanzen bepflanzten Bodenfilter, bei viel geringerer Fläche - im Vergleich zu bisherigen Pflanzenkläranlagen. Die Abbauleistung: über 90% BSB5, über 80% CSB, gesamte Abbauleistung der Anlage bis 5200 l, kurze Vorlaufphase, da sich Biozönose innerhalb von Wochen bildet, 1,5qm/Einwohner, Fläche, 31qm entspricht 20 Einwohnern. Die Pflanzen sind gut für die Wärmeerhaltung und gegen Frost und Algen, die Reinigungsleistung findet im Zusammenwirken von Pflanzenwurzeln, Kiesen und den Mikroben statt.
Ein Kommentar
Zitat aus einem Text von Stephan von Wiese (Leiter der Modernen Abteilung des Museums Kunstpalast Ehrenhof Düsseldorf): „Durch das aufkommende Spezialistentum sind die Wirkungsfelder der Kunst immer mehr eingeschränkt worden. Waren in früheren Jahrhunderten Künstler auch Städteplaner, Erfinder, Ingenieure, Gartenplaner etc. so ist dieser ganzheitliche Gedanke der Gestaltung des Lebensumraumes immer mehr verloren gegangen. Künstler die sich in die Felder des Wissens einmischen, werden sogar als Eindringlinge empfunden, Ulrike Holthöfers funktionale Pflanzenkläranlage auf dem technischem Klärwerk Düsseldorf Nord in Ilverich, gewinnt der Kunst solche verloren geglaubten Felder zurück. ...Hier wurde diese Herausforderung zum Bild und zur Realität. Den großen Belebtschlammbecken stehen hier die mit Pflanzen bewachsenen Reinigungsbecken Holthöfers gegenüber. ... Erinnert werden muß schließlich an das Pilotprojekt von Josef Beuys „Spülfeld Altenwerder" eine für das Elbwasser vorgesehene ökologische Stiftung. Das Angebot der Kunst wurde ausgeschlagen. Damit verspielt die Gesellschaft aber, daß die utopische Kraft der Kunst produktiv werden kann. Eine von Spezialisten zusammengestückte Umwelt ist nicht kohärent, versäumt das notwendige Gleichgewicht von Natur und Kultur."
Wünschen wir uns für alle Zukunft das Gegenteil, daß das kreative Potential visionärer, disziplinübergreifend arbeitender Künstler erkannt genutzt und sowohl ideell, real als auch finanziell (Honorierung der Ideengeber/Künstler) in unsere Gesellschaft in neuer, beispielhafter Weise integriert wird.
© Foto, Idee und Text, alle Rechte Ulrike Holthöfer VG Bild-Kunst
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Ulrike Holthöfer
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